5 Okt, 2017

Malaienstar

Malaienstar Aplonis panayensis

Asia Glossy Starling, Indonesian Tree Starling

(Scopoli, 1753)

13 Unterarten       A. p. sanghirensis, A. p. alipodis, A. p. eustrathis, A. p. gusti, A. p. strigata, A. p. hererochlora, A. p. enganensis, A. p. altirostris, A. p. leptorrhyncha, A. p. pachistorhina, A. p. affinis; A. p. tyleri, A. p. albiris

Text und Fotos: Bernd Simon

Dieser Artikel erschien ursprünglich als Erstzuchtbeschreibung von Sundastaren (Aplonis minor) in der VZE-Zeitschrift “Vogelwelt” Heft 01/2014. Zum Druck bereit war er im November 2013.

Im Februar 2014 trugen die beschriebenen Jungtiere dann aber ein Gefieder, nach dem sie klar den Malaienstaren und nicht als Sundastare zuzuordnen sind.

   Malaienstar

Im deutschsprachigen Raum werden die Aplonis-Arten Singstare genannt. Sie sind auf den Inseln von Südostasien über Indonesien, Ozeanien und die Philippinen weit verbreitet und erreichen die kontinentalen Landmassen nur auf der malaiischen Halbinsel, im südlichen Nordvietnam und im Nordosten Australiens.

Es gibt 21 Arten mit etlichen Unterarten. Der Malaienstar ist in Größe und Gestalt dem Siedelstar (A. cantoroides) und dem Sundastar (A. minor) so ähnlich, dass Laien beim Vergleich der adulten Tiere durchaus Verwechslungen unterlaufen können. Vorstellbar ist, dass importierte Tiere bereits unter falschen Bezeichnungen gefangen und eingeführt wurden, da sich die Verbreitungsgebiete dieser Arten teilweise überschneiden. Die sichersten Unterscheidungsmerkmale findet man bei den Jungtieren.

In diesem Bericht stütze ich mich ausschließlich auf das 1998 erschienene englischsprachige Buch “Starlings and Mynas” von Chris Feare und Adrian Craig aus der Reihe Helm Identification Guides .

Natürlicher Lebensraum: Die Malaienstare ist leben, als Inselspezies, in einem Gebiet von den Philippinen über Sulawesi, Borneo, Bali und den Großen Sundainseln. Auf Kontinental-Asien sind sie im westlichen Burma und Assam beheimatet. Die klimatischen Gegebenheiten Indonesiens sind mit ganzjährig gleichen Werten von etwa 25° C bis 31°C, einer Luftfeuchtigkeit von 90% und jährlichen Niederschlagsmengen von 2000 mm bis 4000 mm die Voraussetzung für die dort existierenden Regenwälder, in denen diese Vogelart lebt. Ihr eigentlicher Lebensraum sind die Wälder der Tiefebenen bis in 700 m Höhe. Aber auch auf kultivierten Flächen, in der Küstenvegetation oder in Städten und Dörfern sind sie zu finden.

Malaienstare leben gesellig in kleinen Kolonien. Sie ernähren sich hauptsächlich in den Bäumen und Büschen von Beeren und Obst, einschließlich Kaffee und einer Vielzahl von Insekten.

Zu Beobachtungen der Brutgewohnheiten heißt es, dass in Kolonien in Höhlen toter Bäume gebrütet wird.

Beschreibung: Hier erübrigen sich Ausführungen zum Aussehen, da die Fotos aussagekräftiger sind. Nur soviel: Malaienstare sind 17 – 20 cm groß, die Federn der Stirn sind leicht borstig, die der Kehle lanzettartig. Der Glanz des Gefieders variiert etwas mit den Lichtverhältnissen. Vorherrschend schillert es grün, aber am Kopf und am Hals glänzt es auch leicht violett.

Stimmlich ist ein ziehender, klagend klingender, verwaschener metallischer Ton vorrangig hörbar. Gesanglich überrascht der Malaienstar gelegentlich positiv, wobei die Qualität nicht namensgebend für die Gattungsbezeichnung “Singstare” sein kann.

Unterbringung: Im Sommer 2011 kaufte ich zwei Paare Malaienstare, deutsche Nachzuchten aus dem Jahr 2008. Sie bezogen eine Innenvoliere von 3 m x 3 m und 2,5 m Höhe, mit angeschlossener Außenvoliere von 7 m Länge, 4 m Breite und 3 m Höhe. Mitbewohner wurden bereits anwesende 1,1 Rotschwanzweber, 1,1 Koklasfasan und ein Dajaldrosselmännchen. Ausgerichtet ist die Voliere nach Osten, mit der langen Seite nach Süden. Bepflanzt war bzw. ist sie mit drei Koniferenarten, einem alten Holunder und Johannisbeersträuchern. Der Boden war ohne Grasbewuchs. Dem Verhalten der Rotschwanzweber geschuldet war das Vorhandensein von einigen großen Webernestern. (Siehe Foto). In der Innenvoliere waren zwei Nisthöhlen von 32 cm Höhe und 15cm Innendurchmesser und einem Einflugloch von 5 cm Durchmesser in größtmöglichen Abstand zueinander angebracht. Über die Wintermonate stand ein Nadelholzgewächs von bis zu 1,2 m Höhe in einem Topf im Raum und bot der Dajaldrossel einen gern aufgesuchten Platz. In dem Moment, in dem die Außentemperaturen länger unter 10°C sinken, wurde der Raum auf 18°C beheizt. Gefüttert wurde hier in 1,5 m Höhe. Draußen stand lediglich das Badewasser und das Futter für die Koklasfasanen.

   die Voliere

Fütterung: Als Grundfutter gab ich Orlux Uni Patee Premium mit Spirulina von Versele-Laga, welches übers gesamte Jahr gut gefressen wurde. Insekten wie Pinkies, Heimchen und Mehlwürmer wurden mit wechselnder Intensität verzehrt. Buffalos oder Soldatenfliegen wurden genauso ungern angenommen wie Zophobas. Pelletiertes Futter wie zum Beispiel F16 oder Beoperlen waren zwar nur immer kurzzeitig interessant, aber trotzdem stetig vorhanden. Der Hauptbestandteil der Ernährung bestand aus allem möglichem Obst – und davon viel. Es wurde in ca. 5mm x 5mm gewürfelten Stücken gegeben. Eine erhöhte Gabe von Lebendfutter während der Brutzeit erschien mir nicht notwendig, zumindest konnte ich keinen Mehrverbrauch feststellen. Ich konnte aber beobachten, dass die Jungvögel direkt nach dem Ausfliegen nicht mit Insekten, sondern fast ausschließlich mit Obststücken versorgt wurden.

 Vermehrung: Die Malaienstare zeigten über das gesamte Jahr einen festen Zusammenhalt, alle Aktivitäten liefen gemeinsam. Trotzdem war das entfernte Anbringen der Nisthöhlen richtig, da um sie herum doch territoriales Verhalten zu beobachten war. Zumindest um eine Höhle, in der dann auch ein Paar brütete, gab es eine “Bannmeile” von ca. einem Meter.

Im Jahr 2012 konnte ich, genauso wie 2011, kein Balzverhalten feststellen. Abgesehen von auf höchsten Zweigen vorgetragenen Gesängen, war interessiertes Gehabe um einen Partner nicht erkennbar. In Jahr 2013 war das anders. Im Frühjahr starb ein Männchen. Das einzelne Weibchen wurde nicht von dem inzwischen erkennbaren Paar bedrängt, sondern hatte lediglich den Abstand zur besagten Höhle zu wahren.

Nach dem langen Winter wurde Ende April das junge Laub der Johannisbeersträucher von den verbliebenen Staren “geerntet” und in den Volieren stückchenweise verteilt. Einige Eier lagen auf dem Boden. Permanent war nun um die eine Nisthöhle heftig Bewegung.  Ständig war von dem Paar abwechselnd ein Vogel in der Höhle. Die Rotschwanzweber wurden für ihre Bauaktivitäten mit langen Gräsern versorgt, an denen sich auch die Malaienstare bedienten. Wenn ich das Gebäude, in dem sich die Innenvoliere befand, betrat, nahmen die Stare das Geräusch der Tür wahr, gaben einen Warnruf ab und bei meinem Erscheinen saßen beide Tiere vor der Nisthöhle. Trotzdem wurde mir schon klar: da läuft was. Kontrollen der Höhlen machte ich nicht, wenn diese belegt waren. Ab dem 10. Mai konnte ich Bettellaute aus der Nisthöhle hören. Schon vorher wurden Kotballen säuberlich in der Futterschale mit dem Weichfresserfutter abgelegt. Das Weibchen (erkennbar durch Kennzeichnung mit farbigen Ringen) verließ nun nicht mehr den Brutplatz, wenn ich kam, sondern steckte nur den Kopf heraus. Wie schon erwähnt, änderte sich der Futterverbrauch nicht.

Am 25. Mai saß dann ein junger, den Elterntieren in nichts ähnelnder Jungvogel vor der Bruthöhle und wurde mit Obststücken wahrlich vollgestopft. Zu dieser Zeit muss der Vogel, laut Literatur und unter der Annahme, dass es sich um einen Malaienstar handelt, 21 Tage alt gewesen sein. In den ersten zwei Tagen kehrte das Junge zum nächtlichen Schlaf in die Höhle zurück. Etwa nach einer Woche verließ er das erste Mal die Innenvoliere, kehrte aber abends wieder zurück, da auch in den Sommermonaten der Raum der Schlafplatz für die Stare ist. Der Jungvogel wurde als Weibchen bestimmt.

Am 16. Juni fotografierte ich den Jungvogel erneut, da sich sein Aussehen verändert hatte und er nun gar nicht mehr dem Bild eines jungen Malaienstares, auch verglichen mit Fotos aus dem Internet, entsprach. Schon vorher passte sein Gefieder nicht zu den Beschreibungen. Es war dunkler und der Anteil heller Federn war weniger ausgeprägt als es sein sollte. Nun hatte er allerdings auffallend rote Augen. An dieser Stelle begann jetzt das Suchen nach dem richtigen Artennamen meiner Vögel. Dazu später mehr.

   sechs Wochen alt

Während der Jungvogel sich draußen aufhielt, kontrollierte ich die Nisthöhle um zu sehen, wie der Nestbau dieser Starenart aussieht. Es war ernüchternd. Wenige Grashalme lagen relativ unordentlich. Von den Johannisbeerblättern war nicht eines in der Höhle. Warum die Büsche entlaubt wurden, ist mir schleierhaft. Auch Federn oder besonders feines Gras fehlte. Allerdings war es erstaunlich sauber.

   Malaienstaren-Ei

In der Folgezeit konnte ich nacheinander 12 Eier vom Volierenboden sammeln. Ab Mitte August fand ich wieder täglich Kotballen in der Futterschale.

Am 30. August verließ ein weiterer Jungvogel die gleiche Bruthöhle, dieses Mal ein Männchen. Vier Wochen später waren die Augen rot gefärbt. Bis Ende November hatten beide noch ihr Junggefieder, die Schnäbel waren noch nicht so dunkel und die Augen nicht ganz so leuchtend rot wie bei den Alttieren. Relativ häufig wurden beide Jungen noch von den Alten gefüttert, obwohl sie schon fast 3 bzw. 6 Monate alt waren. Stimmlich standen sie den Eltern nicht nach.

Im Februar 2014 sahen die Jungvögel den Alttieren immer noch nicht ähnlich (siehe Fotos). Allerdings war auch von ihrem ersten Junggefieder nicht mal eine Ahnung geblieben. Nun glichen diese Tiere den Abbildungen von jungen Malaienstaren, die man im Internet finden kann.

   (Februar 2014) Junges (r) vom Mai 2013

Aus rechtlichen Gründen kann ich keine Kopien der Abbildungen aus dem oben genannten Buch in diesen Artikel einarbeiten. Das ist schade. Es werden dort nicht nur die adulten Tiere, sondern auch die Jungvögel in fantastischen Farbabbildungen dargestellt. Dies ist erwähnenswert, da das konkrete Bestimmen durch das Lesen von Beschreibungen oft schwierig ist.

So steht zum Beispiel zum Aussehen der juvenilen Malaienstare (Aplonis panayensis) folgendes: oben dunkelbraun, unten stark gestreift, gelb, orange oder rote Augen

Zum jungen Siedelstar (Aplonis cantoroides) steht dort: braun mit etwas Glanz oben, Unterseite blass mit dunklen Streifen, Augen braun, bei älteren Vögeln auch orange-rot.

Zum jungen Sundastar (Aplonis minor) liest man: dunkelbraun oben, unten braun mit weißen Streifen, rote Augen

Das die juvenilen Malaienstare in der Entwicklung unterschiedliche Gefiederstadien durchlaufen, lässt sich nur aus dem Text entnehmen. Bilder der Variationen gibt es leider keine. Die Abbildungen adulter Tiere der drei Arten lassen im Vergleich keine genauen Rückschlüsse auf die Unterschiede der Arten zu. Bei den Darstellungen der Jungvögel sind sie jedoch klar und deutlich erkennbar.

(Ähnlich ist es übrigen bei den vielen Rotschwingenstaren-Arten)

Verwendete Literatur:

Chris Feare, Adrian Craig, Barry Croucher, Chris Shields and Kamol Komolphalin

1998

Christopher Helm (Publishers) Ltd, a subsidiary of A & C Black

(Publishers) Ltd, 35 Bedford Row, London WCIR 4JH

0-7136-3961-X