28 Jul, 2017

Bülbül allgemein

Bülbüls (Pycnonotidae)

Allgemeines 

Die Bülbüls (Pycnonotidae) sind eine Familie in der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes), aus der Überfamilie der Grasmücken und ihrer Verwandten (Sylvioidea). Es gibt 31 Gattungen und 157 Arten (HBW Alive 2018).

Der Gelbscheitelbülbül ist im Anhang B der Europäischen Artenschutzverordnung 2017/160 aufgeführt und damit meldepflichtig mit Vorlage des Herkunftsnachweises. Der Graubülbül wird in der Vogelschutzrichtlinie 2009/147 geführt und ist ebenfalls meldepflichtig (mit Herkunftsnachweis) (www.wisia.de).


Bülbüls werden auch als Haarvögel bezeichnet, eine Namensgebung, die sie ihrem weichen, oftmals flauschigem Gefieder und ihren langen, auffallend haarähnlichen Fahnenfedern am Nacken verdanken. Kurzfüßigkeit, kleine abgerundete Flügel und die für viele Arten charakteristische, aufstellbare Kopfhaube sind äußerliche Kennzeichen dieser zu den Sperlingsvögeln zählenden Familie. Die Geschlechter sind in der Regel gleich gefärbt. Das Jugendgefieder ähnelt sehr dem der Altvögel, allerdings ist es matter in der Färbung. Der verhältnismäßig lange Schwanz ist entweder abgeschnitten, gerundet oder leicht gegabelt. In der Färbung dominieren olivgrüne, braune, graue oder schwarze Gefiedertönungen, die entsprechend des Lebensraumes der jeweiligen Art mehr oder weniger Tarnwirkung besitzen. Ist das Gefieder allgemein nicht sehr farbenfroh und auffällig, so sind die Unterschwanzdecken häufig mit poppigen (rot, gelb, weiß) Signalfarben ausgestattet.

Rußbülbül

Die Bülbülfamilie unterteilt man nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand in 31 Gattungen mit insgesamt 157 Arten und zahlreichen Unterarten. Verbreitungsgebiet ist der asiatische und der afrikanische Kontinent. Einige Bülbülarten (z.B. Rotohrbülbül) sind in Australien oder Nordamerika (Florida) eingebürgert worden, wo sie dank ihrer Anpassungsfähigkeit neue Brutareale erobern konnten.

Lebensraum (Biotop)
Gemäß ihrer Artenvielfalt haben Bülbüls unterschiedliche Lebensräume erschlossen. Doch allen gemeinsam ist die Vorliebe für Dickicht, Buschwerk oder Untergehölz. Galeriewälder, Bergwälder, Waldlichtungen, Feldraine, Küsten- und Flussdickicht, Parks, Gärten oder Obstplantagen bilden bevorzugte Brutareale, auch Palmenhaine, Baumsavannen, Oasen oder buschbestandene Wadis (Afrika). In Gebirgslagen sind sie genauso anzutreffen wie im Tiefland. Auch menschliche Siedlungen wie Dörfer und Städte sind von vielen Bülbülarten als Kulturfolger besiedelt.

China-Rotschnabelbülbül  Schuppenbülbül

Lebensweise – Verhalten
Die bewegungsfreudigen Bülbüls leben außerhalb der Brutperiode oft gesellig und durchstreifen gemeinsam die nähere Umgebung ihres jeweiligen Brutareals nach reifen Fruchtbäumen. Dabei bilden sie sowohl kleinere Trupps als auch größere Schwärme mit oft mehr als 50 Vögeln. Sie schließen auch mit anderen Fruchtfressern (Elfenblauvögel, Bartvögel, Pirole, etc.) lose Fressgemeinschaften in üppig fruchtenden Vegetationsgebieten. Dabei erweisen sie sich als zänkische und dreiste Futterneider, die es meist immer verstehen, sich auch gegenüber grösseren Arten durchzusetzen.

Bülbüls sind vorwiegend Fruchtfresser, die neben Datteln, Feigen und vielerlei anderen Früchten auch Blütennektar verzehren. Bilden Insekten ausserhalb der Brutperiode nur eine untergeordnete Rolle, so dominieren sie als Aufzuchtfutter für die Brut. Dabei erweisen sich Bülbüls als flinke Insektenjäger, die Insekten nicht nur aus dem Gezweig und Blattwerk ablesen, sondern auch in der Lage sind Luftinsekten von Zweigspitzen zu erbeuten. Eine Ausnahme hinsichtlich der Ernährungsmöglichkeit bildet die Gattung Finkenschnabelbülbül (Spizixost: 2 Arten, -Finkenbülbül, Halsbandbülbül-), die dank ihres derben, kegelförmigen Finkenschnabels auch härtere Samenstände enthülsen und fressen können.

Während der Brutperiode leben Bülbüls paarweise, die ihr Territorium gegen artgleiche und artverwandte Arten energisch verteidigen. Bei Erregung wird häufig die mehr oder weniger gut ausgebildete Federhaube (Kopfhaube) aufgestellt, die Flügel werden ruckartig nervös gehoben und gesenkt und die gewöhnlich schrillen, metallisch klingenden Alarmrufe ausgestossen.

Kastanienbülbül Graubülbül

Ernährung in Menschenobhut
Wie schon erwähnt sind Bülbüls überwiegend Fruchtfresser, die alles zu sich nehmen was süß und saftig ist. Dabei kann der Geschmack individuell sehr unterschiedlich sein. So bevorzugen einige Bülbül Bananen, andere hingegen beachten sie kaum und lassen sie fast unberührt liegen. Apfel- und Birnen, Holunderbeeren, aber auch Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren, oder die Früchte des Feuerdorns werden von fast allen Vögeln gerne genommen. Eingeweichte Rosinen sind für viele Vögel auch ein Leckerbissen. Der Experimentierfreude sind hier keine Grenzen gesetzt. Einige Vögel nahmen bei mir auch sehr gerne geriebene Möhren. Aber auch Paprika, Tomaten, grüner Salat – alles kleingeschnitten – ist willkommen. Im Sommer kann man auch Brennesseln und Löwenzahn unter das Futter mit hineinschneiden.

Selbstverständlich kann sich die Fütterung vorwiegend fruchtfressender Vögel nicht allein – wenn auch frischer Früchte – beschränken. Die Vögel brauchen Proteine, um ihren Körper erneuern und aufbauen zu können. Deshalb ist die Gewöhnung an ein käufliches Insektenfutter unbedingt notwendig. Um den Proteinanteil in der Nahrung sicherzustellen erhalten die Vogel ein Eiweißpräperat und im Winter ein Multivitaminpräperat, welches über die Früchte gestreut wird.

Veröffentlicht von Herrn Gerhard Ritters

Fotos von Th. Ratjen: Kalabülbül, China-Rotschnabelbülbül, Kastanienbülbül (2018)

Foto von N. Theisges: Graubülbül (2018)

Foto von P. Pestel: Schuppenbülbül (2018)

Beitragsfoto von Ph. Bagdahn: Rotohrbülbül (2018)